Erweiterung der Waldorfschule in Villingen-Schwenningen
Erweiterung der Waldorfschule in Villingen-Schwenningen, 2006
Die Planung von Privatschulen, insbesondere von Waldorfschulen, hat den Vorteil, dass Fragen der Gestaltung einen wichtigen Raum einnehmen. Im Wissen um die Wirkung von Architektur spielen ästhetische Werte hier eine große Rolle. Im Widerspruch dazu steht die Geldnot, unter der diese Einrichtungen leiden. Die zum großen Teil durch private Gelder der Eltern finanzierten Bauten liegen an der Untergrenze der möglichen Baukosten. So führt die Schere, die sich zwischen Wunsch und Wirklichkeit, Kür und Pflicht des Bauens öffnet, oft zu einem »Eiertanz« der Architekten. Das ständige Abwägen von Kosten und engagierte Diskussionen bis in die späten Abendstunden gehören deshalb zum Alltag der reizvollen Aufgabe.
In Villingen-Schwenningen sollte eine bestehende Schule erweitert werden. Ein Festsaal, Klassenzimmer, ein Hort und ein Speiseraum mit Küche bilden das Programm. Viele derartige Schulen entstehen unter Verwendung eines stereotypischen Formenvokabulars ohne tieferen Sinn. Um dies zu umgehen, wurde im vorliegenden Fall ein eigenständiger, plastischer Ansatz verfolgt, der ganz aus der örtlichen Situation heraus entwickelt ist. Die Topografie der Umgebung aufnehmend, wurde durch eine sich hebende und senkende Schar quer liegender Balken eine Faltung des Dachs erzeugt. Diese konstruktive Form bestimmt den Innenraum ebenso wie die farbigen Gläser vor den Fenstern, die einen kostenaufwendigen bunten Innenanstrich ersparten.
Leider ist für nachfolgende Elterngenerationen die Kompromisse bedingende Suche nach preisgünstigen Lösungen nicht nachvollziehbar. Sie vermögen den Grund für den niedrigen Standard nicht einzusehen.
Bauherr:
Förderverein für Waldorfpädagogik, Villingen-Schwenningen
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Stefanie Lempart, Eva Caspar, Beatrice Mertins
Tragwerksplanung:
Ing. Büro Schaaf, Hüfingen
Wettbewerb:
2002 – 1. Preis
Bauzeit:
2004 – 2006
BGF:
1.862,02 qm
BRI:
9.404,37 cbm
Standort:
Schluchseestraße 55, 78054 Villingen-Schwenningen
Auszeichnungen
Unipor-Architekturpreis (1. Preis) 2006
Veröffentlichungen
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Malerblatt
1 | 2008
Falk Jaeger (Hg.):
Lederer+Ragnarsdóttir+Oei
Berlin 2008
Christian Holl, Armin Scharf (Hg.):
Putz – Architektur, Oberflächen, Farbe
München 2008
Mensch + Architektur
60 | 2007
Deutsches Architektenblatt
3 | 2007
Ark. Das Stojournal für Architekten
1 | 2007
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart