Berufsakademie in Lörrach
Berufsakademie in Lörrach, 2008
Die junge Hochschule war zunächst in einem Schulkomplex der sechziger Jahre untergebracht – in einem aus Sichtbetonkuben bestehenden Gebäudeensemble in schöner Aussichtslage über der Stadt. Der neue, größere Teil des Campus entwickelt sich entlang der Höhenlinien. Dabei wurde der Gedanke des Zwischenraums und der verbindenden Wege, der bereits beim Salem College das Konzept bestimmt hatte, wieder aufgenommen. Orte der Kommunikation und des gedanklichen Austauschs sind nach unserem Dafürhalten ein wesentliches, unabdingbares Element. Sie können nicht auf die viel zu gering bemessenen Treppen und Flure verlagert werden, die ohnehin nur der zügigen Erschließung dienen. Deswegen gehört das Angebot von Wegen und Höfen, also von Zwischenräumen, unseres Erachtens zum ungeschriebenen Programm pädagogischer Einrichtungen.
Über eine steil ansteigende Straße erreicht man den Campus, rechterhand befindet sich der alte Teil der Akademie und – nahezu im rechten Winkel zu diesem positioniert – linkerhand der neue Komplex. Beide Bereiche zeichnen sich durch einen lang gestreckten Hof aus, der jeweils beidseitig von Gebäuden gesäumt ist.
Der von uns entwickelte Bereich findet hangaufwärts seinen Abschluss durch einen lang gestreckten, schmalen Baukörper. Er bildet eine klare Kante zum höher gelegenen Parkplatz und der Landschaft darüber. Dieser Gebäudeteil beherbergt Labore und Werkstätten, Arbeitsräume und Zimmer für das Lehrpersonal. In der Mitte der Gebäudeflucht findet sich ein Spalt, über den man von oben her kommend in das Innere der Anlage gelangt. Dort lockert sich die klare Linienführung der Bauten auf, was durch den frei stehenden Kamin der Technikzentrale zusätzlich betont wird. An dieser Stelle führt eine Treppe in den eigentlichen Freiraum.
Auf der Talseite des Hofs aufgereiht sind ein runder Baukörper und drei kleinere, nahezu quadratische Pavillons mit dazwischenliegenden Terrassen – durch diese Öffnungen wird der Blick immer wieder auf die Stadt im Tal gelenkt. Die einzelnen Gebäude ruhen alle auf einem durchgehenden Sockelgeschoss, in dem Werkstätten und Labore untergebracht sind. Während in den kleinen Pavillons – deren Eingänge zum Schutz vor Regen mit Dächern verbunden sind – jeweils zwei kleinere Hörsäle Platz finden, beherbergt der runde Baukörper den großen Hörsaal der Akademie. Er bildet aufgrund seiner Grundrissform, aber auch durch das hohe Oberlicht, das den Bereich vor der Tafel mit Tageslicht versorgt, den Kopf der neuen Anlage. Zugleich fungiert er als Gelenk zum Bestand.
Die Architektur der sechziger Jahre, die im älteren Teil die äußere Gestalt bestimmt, bildete auch die ästhetische Grundlage für den Neubau. Da eine zweischalige Sichtbetonkonstruktion mit Kerndämmung nicht im Budget lag, entschieden wir uns für eine Verkleidung der Sockelbereiche mit Kalksandstein, während die vorgehängten Fassaden darüber aus Naturschiefer bestehen – waren doch beide Materialien typische Gestaltungsmittel der sechziger Jahre. Der Innenausbau des neuen Gebäudekomplexes ist robust und einfach: Sichtbar belassene Beton- und Kalksandstein-Oberflächen bestimmen das Bild, ergänzt durch violette und gelbe Gummibeläge.
Bauherr:
Land Baden-Württemberg, vertreten durch
Vermögen und Bau Baden-Württemberg
Amt Freiburg
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Helmuth Kistler, Urban Kreuz, Max Pampe, Michael Kallfass, Pia Elser
Aussenanlagen:
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Freiburg
Projektsteuerung:
Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Freiburg
Tragwerksplanung:
Mohnke Bauingenieure, Denzlingen
Prüfstatik:
Ingenieurbüro Leonhard, Andrä und Partner, Stuttgart
Wettbewerb:
2003 – 1. Preis
Bauzeit:
2006 – 2008
HNF:
3.987 qm (Neubau)
645 qm (Bibliothek)
BRI:
33.035 cbm (Neubau)
3,610 cbm (Bibliothek)
Standort:
Hangstraße 48, 79539 Lörrach
Auszeichnungen
Hugo Häring Auszeichnung BDA 2011
2012 Auszeichnung für Beispielhaftes Bauen
Landkreis Lörrach 2003-2012
Veröffentlichungen
Windhöfel, Lutz:
Architekturführer Basel.
Birkhauser Verlag Basel 2014
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Hochrhein:
„Architektur in Baden-Württemberg“ 2011
Stone Plus. Naturstein Architektur Technik
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Architektur und Kalksandstein
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Fotos
Roland Halbe, Stuttgart