Erweiterung Kloster Hegne Marianum in Allensbach
Erweiterung Kloster Hegne Marianum in Allensbach, 2009
Das Marianum Kloster Hegne liegt an prominenter Stelle mit herrlichem Blick auf den Bodensee. Neben den eigentlichen Klostergebäuden betreiben die Nonnen unter anderem ein Pflegeheim, eine Tagungsstätte mit Hotel und eine Realschule. Eine neue pädagogische Ausrichtung sowie der durch konstruktive Mängel und Schadstoffe belastete Schulbau der sechziger Jahre waren Anlässe für einen Wettbewerb. Dabei sollte durch einen adäquateren Umgang mit dem Bestand, einem unmittelbar anschließenden winkelförmigen Haus aus den fünfziger Jahren, ein befriedigender Abschluss der Gesamtanlage im Osten geschaffen werden. Dieses Gebäude spiegelten wir mit einem Neubau, in dem die Klassenzimmer untergebracht sind. Entlang der Symmetrieachse ordneten wir den Speisesaal, die Eingangshalle mit der großen Treppe sowie, übereinandergeschachtelt, die Turn- und Festhalle sowie den Musiksaal an.
Das Ensemble wird im Norden von einer kleinen Straße begrenzt. Entlang dieser Achse verläuft eine Mauer, die einmal Nebenräume, Stellplätze, Küche und Glockenturm aufnimmt, einmal als Arkade durchbrochen ist, über die man in den Eingangshof gelangt. Auf der anderen Seite gibt es einen zweiten, sehr viel ruhigeren Hof, zu dem sich der Speisesaal hin öffnet.
Der räumliche Zuschnitt der Eingangshalle, des Treppenhauses sowie der offenen Verbindung von Altbau und neuem Schulbau ist ganz der Aussichtslage gewidmet. Im Gegensatz zum gespiegelten Unterrichtsgebäude, das ähnlich wie der Bestand hell verputzt ist, besteht der Zwischenbau einschließlich der erwähnten Mauer aus Ziegeln beziehungsweise aus einer Ziegelschale. Das betrifft auch die Deckenkonstruktionen, die eine leichte Wölbung aufweisen. Deren raumprägende Unterseite ist ebenfalls als sichtbare Ziegelkonstruktion ausgebildet. Die Bögen der Wölbung sind über alle Geschosse des Verbindungsbaus sichtbar und erwecken den Eindruck einer mehrgeschossigen Loggia. Dieses Bild bestimmt die Fernwirkung von der Seeseite aus. Uns leitete dabei die Frage, wie das Thema des Klosters baulich zum Ausdruck gebracht werden kann.
Die Sport- und Festhalle liegt als Sockel unter der Eingangshalle und kann nach Süden hin mittels einer Bühne über eine Geländeabsenkung ins Freie geöffnet werden. Diese Bühne ist beidseitig nutzbar.
Um in den Klassenräumen auch bei Regen eine genügende Auskühlung der Deckenränder zu ermöglichen, entwickelten wir einen baulichen Schutz über den Fenstern. So können diese in gekipptem Zustand über Nacht offenstehen. Gleichzeitig schützt das schildförmige Detail die Holzkonstruktion der Fenster und den textilen Sonnenschutz.
Mit dem Schulgebäude wurde auch eine größere Kapelle aus Sichtbeton mit künstlerisch gestalteten Glasfenstern abgerissen. Wir ließen die Glasfenster sichern, mit dem Gedanken, sie im Raum der Stille weiterzuverwenden. Diesen errichteten wir vor der Nordseite des bestehenden Altbaus in einem dafür geschaffenen kleinen Hof. Die eigentliche Außenhaut besteht aus Buntglas, das zwischen tragende Holzstützen eingebracht wurde. Die Stimmung des Innenraums wird ausschließlich vom Licht, das durch die bunten Scheiben der Verglasung fällt, bestimmt und unterliegt einem permanenten Wandel.
Bauherr:
Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz
von Ingenbohl in Hegne, Provinz Baden-Württemberg, Allensbach, Hegne
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Thilo Holzer, Matthias Schneider
Tragwerksplanung:
Ingenieurbüro Baur, Singen-Hausen
Wettbewerb:
2006 – 1. Preis
Bauzeit:
2007- 2009
BGF:
7.000 qm
BRI:
31.000 cbm
Standort:
Konradistraße 16, 78476 Allensbach, Hegne
Auszeichnungen
best architects 11 Award 2011
Auszeichnung guter Bauten, BDA: Zentrum für Bildung und Erziehung, Allensbach
Nominierung Fritz-Höger-Preis für Backstein-Architektur 2011
Hugo-Häring-Preis, BDA 2012
Veröffentlichungen
Detail
6 | 2016
Costruire in Laterizio
4 | 2014
Vorteile – Das Backstein-Magazin
1 | 2014
der architekt
2 | 2013
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Üsé Meyer, Ulrike Schettler, Reto Westermann:
Architektur erwandern
Zürich 2012
Stuttgarter Nachrichten
20.08.2011
Schwäbische Zeitung
08.02.2011
Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Bodensee:
„Architektur in Baden-Württemberg“ 2011
Deutsche Bauzeitschrift
3 | 2010
Brick Bulletin
3 | 2010
Peter Cachola Schmal, Yorck Förster (Hg.):
Deutsches Architektur Jahrbuch 2010 | 11
München 2010
Peter Cachola Schmal, Yorck Förster (Hg.):
Deutsches Architektur Jahrbuch 2010 | 11.
München 2010
Best Architects Documentation
Düsseldorf 2010
Bau Beratung Architektur
12 | 2009
Frankfurter Allgemeine Zeitung
10.08.2009
Häuser
6 | 2009
Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau
5 | 2009
Fotos
Zooey Braun, Stuttgart