Georg-Büchner-Anlage in Darmstadt
Georg-Büchner-Anlage in Darmstadt, 2010
Mit dem Neubau eines Eingangsgebäudes für das Hessische Staatstheater war die Absicht verbunden, den für Darmstadt so wichtigen Repräsentationsbau seiner Bedeutung entsprechend in das Stadtbild zu integrieren. Dazu bedurfte es einer Neuordnung der davorliegenden Freianlage. Diese war bis anhin nichts anderes als eine im Sinne der sechziger Jahre in freier Ordnung angelegte Grünfläche, die die darunterliegende Tiefgarage überdachte. Durch mangelhaften Bauunterhalt waren Garage und Freifläche in einem bautechnisch verwahrlosten Zustand und bedurften ohnehin einer Grundsanierung. Außerdem entsprachen die Stellplätze, Fluchtwege und der vorbeugende Brandschutz nicht den heutigen Anforderungen.
Wir erachteten es als sinnvoll, den Vorbereich des Theaters mit dem axial angelegten Stadtplan, einer Stadterweiterung des klassizistischen Architekten Moller, zu verbinden. Umso mehr, als die von Moller gezeichnete Ludwigskirche, ein Pantheon in kleinerem Maßstab, mit seinem Vorfeld das Gegenüber des Theaters darstellt. Dazu ordneten wir die Fläche in drei Felder: rechts und links mit Baumhainen, die auf wassergebundenem Belag stehen; in der Mitte eine breite Stufenanlage, die dem Eingangsgebäude zugeordnet ist. Diese Fläche, in wechselnden Streifen mit Rasen und Betonplatten gestaltet, kann zugleich als Zuschauerraum genutzt werden, wenn die obere Ebene des Eingangsgebäudes zum Platz hin geöffnet wird und dann die Funktion einer Bühne hat. Pilze aus Weißbeton teilen, in Reihen angeordnet, die beiden Baumhaine vom mittleren Bereich. Sie überdecken die runden Aussparungen, in denen sich die Zu- und Ausgänge der Garagen befinden. Abends von unten beleuchtet, bilden sie zum Theater hin ein Spalier aus Lampions. Niedrige Mauern, ebenfalls aus Weißbeton, begleiten die Linie der Reihe und bilden den Übergang zwischen den unterschiedlichen Höhensituationen.
Am oberen Punkt der Platzanlage haben wir eine Fläche für ein Wasserspiel angelegt. In der schiefen Ebene ist eine »Pfütze« ausgebildet, in der die Plastik Grande Disco, das 1968 für Georg Büchner geschaffene Denkmal des Bildhauers Arnaldo Pomodoro, Platz gefunden hat.
Zur Stadt hin wurde an der Nordostecke ein eigener Zugangsbau für die Garage erstellt. Daran schließt eine Mauer mit Pergola an, die den Platz aufseiten der tiefer liegenden Straße abschließt. Leider konnte der Gedanke einer Fußgängerrampe, die auf der gesamten Länge das Niveau von Platz und Straße verbunden hätte, nicht realisiert werden. Damit wäre die Möglichkeit gegeben gewesen, über den Platz eine fußgängerfreundliche Verbindung zum östlichen Stadtteil zu schaffen.
Das Bauwerk litt von der ersten Idee über die Planung bis zur Fertigstellung unter den ständigen Einsprüchen und Bedenken beteiligter städtischer Ämter. Dass die Umsetzung geglückt ist, verdanken wir dem Einsatz des Bauherrn, des Landes Hessen, sowie dem Votum der Politikerin Ruth Wagner, die als Wissenschaftsministerin bereits die Pläne für die Instandsetzung des Theaters verstanden und entscheidend unterstützt hatte. Insofern ist der heute sehr gut angenommene Platz beispielhaft für ein fruchtbares Zusammenwirken von Bauherrn und Architekten.
Bauherr:
Land Hessen, vertreten durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, vertreten durch das Hessische Baumanagement, Darmstadt
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Wolfram Sponer, Andrea Stahl, Christian Horlé
Ausführungsplanung und Bauleitung
in Arbeitsgemeinschaft mit:
Landschaftsarchitekt:
Helmut Hornstein, Überlingen
Projektleitung:
Axel Mayer, Landschaftsarchitekt
Projektmanagement:
DU-Diederichs, Wuppertal
Bauzeit:
2009-2010
Platzfläche:
ca. 10.000 qm
Stellplätze:
342 Plätze
Standort:
Georg-Büchner-Platz 1, 64283 Darmstadt
Auszeichnungen
Belobigung Deutscher Städtebaupreis 2012
Auszeichnung Vorbildliche Bauten in Hessen
2011
Veröffentlichungen
Detail
6 | 2016
Hessisches Baumanagement, Pressestelle (Hg.):
Kompetenz und Leidenschaft – 10 Jahre Hessisches Baumanagement
ISBN 978-3-00-048152-9, 1. Auflage Dezember 2014
a+u
1 | 2013
Philip Jodidio (Hg.):
Architecture Now! Landscape.
Köln 2012
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Akademie der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (Hg.):
InnenAußenRaum. Vorbildliche Architektur für die Öffentlichkeit.
Berlin 2012
Deutsche Bauzeitschrift
1 | 2011
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart